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Tschechisches Schäferlied

Josef:


Diesmal wird ein tschechisches Tanzlied auf der Harfe gelernt, und zwar nach meiner liebsten Methode: nach Gehör ... Keine Angst, Noten gibt es auch. Aber eins nach dem Anderen.

Das Lied kennen alle Kinder in Böhmen; die Tschechen unter euch werden es somit mit diesem Lied leicht haben :-) Hier das vollständige Stück als mp3-Datei nebst einigen Hintergrund-Informationen.

Wie viele europäische Volkslieder besteht auch dieses aus zwei Melodieteilen, manchmal von Musikern mit A und B bezeichnet. Um mit Heinz Erhardt zu sprechen: "Wir fangen vorne an, bei A."

Erste Hälfte von Melodieteil A

Hör Dir die folgende Aufnahme der ersten vier Takte der Melodie so häufig an, bis Du beim erneuten Anhören der Töne mitsingen / mitsummen kannst:

Haben sich die ersten vier Takte der Melodie in Deinem Gehirn gefestigt? So versuche sie nun mit der rechten Hand (wenn Du Rechtshänder bist ...) nachzuspielen! Stimme dazu Deine Harfe in C-Dur; dann geht es los mit dem Ton G.

Wenn es Dir problemlos gelingt, die Melodie nachzuspielen, so versuche abwechselnd die Melodie zu spielen und zu singen (la la la - oder den Originaltext).

Nachdem Du den vorherigen Schritt bewältigt hast, sollen auch die Noten dazu nicht länger vorenthalten werden. Versuche noch, die Melodie zu spielen und gleichzeitig mitzusingen, bevor wir zur Begleithand kommen.



Begleitung der Melodie im Bass

Nimm nun die Begleithand (bei Rechtshändern die linke) dazu. Es ist wichtig, dass Du Dir von Anfang an angewöhnst, mit beiden Händen gleichzeitig umzugehen, denn später sollen sie ja auch zusammenwirken und nicht gegeneinander ankämpfen! Das beidhändige Spielen ist leichter, als es auf den ersten Blick erscheint; denn um einen Wohlklang (--> Harmonie) mit beiden Händen zu erzeugen, genügt es zunächst bereits, wenn die Begleithand einfach nur eine Oktave denselben --> Grundton spielt, um den herum die Melodiehand gerade eine Melodie spielt. Später wirst Du lernen, wie man, aufbauend auf dem Grundton, --> Akkorde spielt, doch jetzt, am Anfang, soll zunächst einmal der Grundton genügen. Nimm dazu den Zeigefinger und zupfe am Anfang eines jeden Taktes, während die Melodiehand die Melodie spielt, in der darunterliegenden Oktave den Ton C mit. Der Ton C ist der Grundton dieses Liedes. So hört es sich an, wenn die Melodie der einen Hand durch den Grundton im Bass begleitet wird; die Noten dazu gibt es auch:




Im Prinzip könnte man das ganze Lied hindurch zu Beginn eines jeden Taktes immer wieder dieses C spielen. Probier' es ruhig einmal aus. So eine Begleitung nennt man dann "Bordun" und sie imitiert auf der Harfe das stetige Dröhnen eines Dudelsackes. Noch besser geht das, wenn Du nicht nur mit dem Zeigefinger das C direkt unter der Melodie, sondern gleichzeitig mit Ringfinger und Daumen das C eine Oktave tiefer zupfst. Im Gegensatz zum Dudelsack haben wir aber an der Harfe die Möglichkeit, den melodiebegeitenden Ton zu wechseln ("Wechselbordun").

Versuche jetzt, gleichzeitig zum Spielen der Melodie, wie gerade im Bass das C zu spielen, aber als Ausnahme in Takt drei statt des C ein tiefes G zu nehmen (falls Deine Harfe nicht vielsaitig genug ist, kannst Du auch das G darüber verwenden). Auch hier gibt es wieder Hörbeispiel und Noten:



Klingt schon abwechslungsreicher, gelle? Die G-Saite ist, wenn man mit dem darunterliegenden C beginnend die Saiten aufwärts zählt, der fünfte Ton. Das ist Begleitung von Liedern ein ungemein nützliches Hilfsmittel - egal, in welcher Tonart man spielt: Die meisten Lieder lassen sich durch das Spielen des Grundtones und der fünften Stufe über dem Grundton begleiten. Mit der Zeit wirst Du ein Gespür dafür bekommen, an welchen Stellen der Melodie der Grundton besser passt und an welchen Stellen die fünfte Stufe. (Man kann das sicherlich auch irgendwie musikwissenschaftlich begründen, aber das kann der Fionn besser.)

Zweite Hälfte von Melodieteil A

Wenn das Spielen der ersten vier Takte mit gleichzeitiger Linke-Hand-Begleitung soweit gut funktioniert, können wir zur zweiten Hälfte des A-Teiles kommen. Höre ihn Dir erst einmal an:


Kommt Dir darin etwas bekannt vor? Genau, die Takte fünf bis sieben kannst Du bereits, denn das sind Wiederholungen der Takte eins bis drei! Nur der Schluss ist anders, der Takt acht: Darin gelangt die Melodie endlich zu ihrem Grundton, zu dem sie die ganze Zeit schon hinwollte, dem heissbegehrten C.



Höre Dir die Aufnahme mehrmals an (ist sowieso auf "Loop" gestellt) und lerne sie genauso zu spielen, wie vorhin die ersten vier Takte: Erst mitsummen/mitsingen, dann nachspielen, abwechselnd singen und spielen, beides zusammen, und erst wenn Du das kannst, dann probiere die Begleitung mit der linken Hand. Diese ist genauso wie bei den ersten acht Takten: zweimal das C, einmal G, dann wieder C.

Melodieteil A komplett

So, nun ist es soweit: Wir fügen den kompletten Melodieteil A (also die Takte 1 bis 8) zusammen:


 
Bevor wir mit dem Melodieteil B weitermachen, solltest Du erst den Teil A solange üben, bis Du ihn durchgehend mit beiden Händen spielen kannst. Das wird Dir eine Menge ärger sparen und auch eine überraschung zum Schluss bereiten.

Melodieteil B

Achtung, jetzt kommt Melodieteil B! Wir fangen mit den Takten neun und zehn an:


Einfach, oder? Singe es nach und versuche es nachzuspielen. Nicht mogeln! Erst einige Male nachspielen, bevor Du Dir die Noten anschaust. Deswegen zögern wir die Noten noch eine Weile heraus. Kannst Du die Takte neun und zehn bereits? Im originalen tschechischen Liedtext (und auch im Tanz) stampft in Takt zehn der Mann kräftig mit den Füssen: Links-rechts-links-rechts-links. Das wird im Text mit der tschechischen Lautmalerei "Dupy dupy dup" (ausgesprochen "duppi duppi dupp") gesungen. Versuche daher jetzt die Melodie zu singen: "la la la duppi duppi dupp" und sie erst abwechselnd zu singen und zu spielen, dann gleichzeitig.

Nun lass Dir sagen: Die Takte neun und zehn werden in der Melodie wiederholt. Die Takte elf+zwölf werden also genauso gespielt wie neun+zehn. Genauer gesagt: Nachdem der Mann gestampft hat, läuft das Mädchen im Takt zwölf mit ihren kleinen Füsschen davon (im Tanz stampfen die Frauen - allerdings nicht so kräftig wie die Männer), mit viel zarteren Geräuschen, auf tschechisch "cupy cupy cup" (ausgesprochen "zuppi zuppi zupp")

Wir können also die Takte neun bis zwölf zusammenfügen und singen: "La la la duppi duppi dupp, la la la zuppi zuppi zupp":

Wenn Du die Takte neun bis zwölf spielen kannst, versuche sie mit der linken Hand zu begleiten. Nun rücken wir auch endlich die Noten heraus: Wie Du siehst, besteht die Begleitung der linken Hand für die Takte 9-12 durchgehend aus dem Ton G.

Noten zu Takt 9 bis 12

Wenn Du Lust hast, kannst Du versuchen, den kräftigen Männerschritt in Takt zehn durch dreimaliges Zupfen der tiefen G-Saite zu symbolisieren, und den zierlichen Mädchenschritt in Takt zwölf durch dreimaliges Zupfen einer höheren G-Saite, so wie hier:

Noten zu Takt 9 bis 12, alternativ

Wenn Du das bisherige bewältigt hast, höre Dir mal den kompletten Melodieteil B an (Takte 9-20):

Hier ist die versprochene überraschung: Die noch verbleibenden Takte 13-20 kannst Du bereits, denn sie entsprechen dem bereits gelernten Melodieteil A. Somit sieht der vollständige Melodieteil B (Takte 9 bis 20), so aus (wie die Doppelpunkte am Anfang und am Ende verraten, wird der Melodieteil B wiederholt):



Wenn Du Melodieteil B vollständig geübt hast, wird auch das Zusammenfügen von A und B keine Probleme bereiten. Zum "Zusammenkleben" der beiden Teile noch ein kleiner Vorgeschmack auf spätere Kapitel:
Da der Melodieteil A mit dem Ton C aufhört und sich ausser diesem Ton nichts mehr weiter im betreffenden Takt acht befindet, ist darin noch Platz für eine Verzierung, knapp bevor der Takt acht und damit der Melodieteil A zu Ende geht: Dafür eignen sich die Töne H und C, die auf die Saite D hinsteuern, mit welcher die Melodie im Takt neun weitergehen wird - quasi eine musikalische überleitung zum Melodieteil B. Das Ganze sieht so aus:



Hier nun das vollständige Notenbild mit Hörprobe:




Und wenn wir erst einmal Quinten und Oktavquinten sowie Arpeggien durchgenommen haben, wird das Ganze dann vielleicht so aussehen und sich so anhören:



So... nun haben wir das vollständige tschechische Tanzlied durchbekommen... und beim nächsten Harfentreffen kann euch Josef den dazugehörigen Tanz beibringen. Nicht vergessen: "dupy dupy dup" beziehungsweise "cupy cupy cup".