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Stimmen

Ein alter Harfnerwitz sagt: "Harfner stimmen immer, Harfen stimmen nie!" Wie die meisten Witze, überzeichnet auch dieser die Wirklichkeit.
Wahr ist auf jeden Fall, daß häufiges und richtiges Stimmen der Harfe aus mehreren Gründen wichtig ist.

Da steht an erster Stelle der Wohlklang. All das, was Du Dir hier - und natürlich bei deinem Harfenlehrer - an Fähigkeiten aneignest, nutzt in der Praxis wenig, wenn trotz meisterhaften Spiels nur schräge Dissonanzen oder unliebsame Schwebungstöne herauskommen. Und eine Harfe, die zwar in sich stimmig, aber nicht auf die Normfrequenz gestimmt ist, erschwert das Zusammenspiel mit anderen Musikern sehr. Außerdem macht das Spiel auf einem fein gestimmten Instrument einfach mehr Spaß!

An zweiter Stelle steht das Wohlergehen der Harfe selber. Das Instrument ist ein komplexes System aus robusten Teilen (Bogen und Stange) und eher filigranen Elementen (Klangkörper) und steht durch den Zug der Saiten unter erheblicher Spannung - je nach Modell beträgt die Summe der Zugkraft zwischen 4000 und 12.000 Newton (entsprechend der Kraft, die auf der Erdoberfläche 400 bzw. 1200 kg Masse auf den Untergrund ausüben). Stell' Dir das einmal vor: das Gewicht eines Kleinwagens zerrt an Bogen und Klangkörper! Leicht vorstellbar, daß Veränderungen in der Spannung - und damit der Zugkraft - Veränderungen im Harfenkörper hervorrufen. Um eine immer wieder neue Verformung der Harfe zu vermeiden, ist das Stimmen auf eine vorgegebene Stimmung daher unerläßlich für eine Harfe, die auch nach Jahren und Jahrzehnten stabil und formschön bleiben soll.

Schließlich ein dritter Grund: die Klangqualität. Abgesehen vom Wohlklang aus Grund eins entwickelt eine Harfe, die kontinuerlich gut gestimmt und bespielt ist, im Laufe der Zeit einen besseren Klang, da alle Teile des Instrumentes sich genau einjustieren und aneinander anpassen können.

Wenn Du also auch nicht immer Deine Harfe stimmst - stimme sie regelmäßig!